Evolutionstheoretisch hat der Mensch mehr als 99,99 % seiner Zeit in der Natur verbracht. Wir leben zwar in einer modernen Gesellschaft, aber unser physischer Anteil, unser Körper, ist noch immer an eine natürliche Umgebung angepasst. Dies erklärt, warum wir uns in Parks und Gärten, in Naturräumen und vor allem im Wald so wohl fühlen und entspannen können.

Als Kindergarten-Alternative ist der KinderWald eine Waldgruppe für windelfreie Kinder ab 3 Jahren. Aufgrund der kleinen Gruppengröße (max. 15 Kinder) kann in hoher Qualität, mit viel Zeit und Ruhe auf jedes Kind individuell eingegangen werden.

Auf Basis der Waldpädagogik sind wir ganzjährig und bei jedem Wetter im Wald, auf der Wiese und bei den Bründl-Teichen unterwegs. Ist das Wetter sehr unfreundlich, also bei Gewitter, an sehr kalten, stürmischen oder stark regnerischen Tagen, halten wir uns im Werkraum (Teil der St. Martiner Räumlichkeiten) auf, wo wir einen geschlossenen, beheizbaren Raum nutzen dürfen.

Ein typischer Tag im KinderWald

Eintrudeln

Am Morgen wird beim Treffpunkt zusammengewartet. Die Kinder werden von den Eltern verabschiedet und dem KinderWald Team übergeben. Anschließend gehen wir zu unserem Basislager. Hier erwarten uns meistens schon die ersten Überraschungen: ein Schmetterling, ein Spinnennetz, Früchte eines Baumes, die am Weg liegen, eine Pusteblume…

Morgenkreis

Der Tag im Wald beginnt mit dem KinderWald-Begrüßungslied. Im Morgenkreis singen oder tanzen wir gemeinsam, machen Fingerspiele, Lernen über das was gerade in der Natur los ist oder es gibt Erzählrunden mit dem Redestock. Im Anschluss an den Morgenkreis freuen sich die Kinder auf ihre Jause, die in Ruhe genossen werden kann.

Freispielzeit

Nach dem Jausnen sind die Kinder gestärkt für die Natur-Abenteuer. Entweder gibt es ein Wanderangebot der Erwachsenen um den Wald, die Wiese,  das Wasser oder den Bauernhof (die LFS Grottenhof ist zu Fuß erreichbar) zu erkunden und zu erforschen oder die Kinder bestimmen in dieser Zeit die Aktivitäten beim Basislager. Als Material steht ihnen neben allem, was die Natur bereit hält, Lupen, Papier und Stifte, Schnitzmesser, Holzbohrer, Kindersägen, Schleifmäuse, Hämmer und Nägel, Seile, Töpfe und Bücher zur Verfügung. Brauchen die Kinder eine Pause, sind die Hängematten bereit.

Gemeinsames Mittagessen

Zwischen halb 12 und 12 Uhr gibt es das gemeinsame Essen. Ein kleines Ritual zum Hände waschen, ein Essensspruch und los geht´s.

Geschichtenzeit

Nach dem Essen sammeln sich die Kinder gemütlich in und um die Hängematten oder auf der Decke auf der Wiese und dürfen der Geschichte lauschen und sich ausruhen.

Danach gibt es noch eine kurze Freispielzeit bis wir zu einem gemeinsamen Spiel einladen. Im Anschluss daran packen wir die Rucksäcke, verabschieden uns vom Wald und wandern zurück zum Treffpunkt, wo bereits die Eltern warten. Jedes Kind wird mit einem Abschiedsritual verabschiedet.

Das Besondere am KinderWald

  • Lernen findet unmittelbar und mit allen Sinnen statt, wodurch es mit Freude verinnerlicht werden kann.
  • Veränderungen aufgrund der Jahreszeiten und des Wetters erleben und spüren wir direkt und am eigenen Körper.
  • Die kindliche Fantasie und Kreativität entfalten sich ohne Spielzeug und mit bewusst wenig Material.
  • Es ist unser Credo, die Kompetenzen und die Selbstständigkeit der Kinder zu fördern und zu stärken.

  • Im KinderWald erfahren die Kinder Ausgeglichenheit durch das freie Ausleben des Bewegungsdranges in der Natur.
  • Das unebene Gelände, die Wurzeln, Stöcke und Steine regen die Entwicklung der Grobmotorik und der Koordination an.
  • Die Feinmotorik erfährt durch das Spiel mit Stöcken, Blättern und Waldschätzen aller Art sowie durch das kreative Gestalten mit dem Werkzeug bzw. Mal- und Gestaltmaterial eine optimale Förderung.
  • Die Sprachentwicklung wird durch die Notwendigkeit der differenzierten Erklärungen gestärkt (Was stellt der Stock gerade dar, was soll damit passieren…)
  • Ein Naturbezug und ein Umweltbewusstsein entstehen von selbst durch die innere Wertschätzung.
  • Der Aufenthalt im Wald stärkt erwiesenermaßen das Immunsystem und bringt psychische Ausgeglichenheit. Ganz gleich ob das Kind gestresst und unruhig oder müde und niedergeschlagen ist, im einen Fall wirkt der Wald beruhigend, im anderen Fall anregend. Somit wird das Wohlbefinden, die Zufriedenheit und die Gesundheit gestärkt.

Pädagogische Haltung

Die Basis bildet eine freundliche, liebevolle und gleichwürdige Haltung gegenüber dem Kind. Wir deklarieren uns aber auch als klares, führendes Gegenüber, das die Verantwortung für unsere Regeln und vor allem die Beziehung zu den Kindern übernimmt. Damit erhalten die Kinder eine authentische und klare Orientierung. In diesem Sinne legen wir im Team großen Wert auf Selbst- und Teamreflexion und ein gelebtes Miteinander.

Der Wald ist an sich ein harmonisierender und konfliktarmer Raum, doch wo Menschen sind gibt es auch Konflikte. Diese sehen wir im KinderWald als etwas Natürliches und wertvoll zum Lernen fürs Leben. Deshalb nehmen wir uns bewusst  Zeit, um auf Augenhöhe ohne Interpretation oder Wertung, Kinder respektvoll zu begleiten und zur eigenen Lösungsfindung zu führen.

Wir arbeiten im KinderWald nach den Grundsätzen von Emmi Pikler, Jesper Juul und Maria Montessori.